BERICHT VON ULF DEECKE

Die Superkarpata 06, obwohl schon das zweite Mal dabei, wieder diese Spannung, nicht genau wissen was einen erwartet, im letzen Moment werden Dinge wieder ein- und ausgeladen, nicht wissend welche Sonderprüfungen uns erwarten. Am Samstag Morgen letzte Vorbereitungen. Ich warte auf Martin. Starte testhalber mal den Motor, man weiß ja nie, der Anlasser läuft, ein lauter Knall, das fängt ja gut an. Mache die Motorhaube auf, die Verteilerkappe ist vom Verteiler gesprungen. Nach kurzem Grübeln dämmert mir die Ursache, ich hatte gestern noch einen Entlüftungsschlauch in die Kappe eingeklebt und die Kappe dafür mit Bremsenreiniger entfettet. Funken und Bremsenreiniger = Explosion. Gut, Kappe etwas auslüften lassen, wieder aufgesetzt, der V8 erwacht zum Leben, alles OK.

Martin kommt, er hat sich vor zwei Tagen eine Zahnwurzelentzündung eingefangen, muss Antibiotika nehmen, ist quasi auf Drogen. Wenn es wieder so wird wie letztes Jahr, wird er die brauchen, denke ich mir. Wir fahren los zum Start, entschließen uns doch noch bei Martins Lager vorbeizufahren, werfen planlos Staffeln, Krampen und Nägel in den Hänger, fahren nach Laxenburg. Dort ist schon einiges los, wir müssen uns alle in einer Reihe aufstellen, ich hoffe dass die erste Sonderprüfung nichts mit dem Auto zu tun hat, wäre nicht so toll mit dem Hänger hinten dran.

Im Gegensatz zum letzten Jahr hat sich das Starterfeld deutlich erweitert. Dann kommt die erste Sonderprüfung, es geht darum ein Auto über ein 40 cm hohes Stahlseil zu bringen. Wir machen uns an die Arbeit, Die Simex ausgeladen, Bleche und Staffeln als Rampe, Rudi gibt Gas, ein Blech bricht, aber er ist drüber, super gleich die erste Sonderprüfung gewonnen. Das Team funktioniert wie eine gutgeölte Maschine, auf Knopfdruck wird Vollgas gegeben und wir haben 6 Minuten Vorsprung vor den zweiten, passt.

Dann die lange Fahrt nach Rumänien, der Grenzübergang schaut aus wie in Afrika, die Strassen danach auch, ewige Holperei, der Hänger kracht und ächzt, endlich angekommen. Wir fahren zur angegebenen Koordinate, niemand da, die anderen stehen einen Kilomter  weiter weg, gut wir bleiben hier. Am nächsten Tag Verbindungsetappe zur ersten Sonderprüfung. Wir fahren los, denken wozu haben wir zwei Stunden, da sind wir in einer da, noch einmal tanken. Nach der Tankstelle Roadbook mit einer Beschreibung: über Bahnlinie, dann nach Nordosten, dann folgt der Weg einem Bachlauf, dann Start. Fahren über die Bahnlinie, na ja die Strasse geht nicht genau nach Nordosten, aber schon ungefähr, fahren weiter, ganz links etwa 2 km weg ist ein Bachlauf zu erkennen, ja er nährt sich langsam an die Strasse, nach weiteren 5 km, ist er aber immer noch nicht da. Wieder zurück, wenden mit dem Hänger, nochmals auf die Strasse, die Zeit wird langsam knapp, in 10 Minuten müssen wir am Start sein. Wir rufen Georg an, „ja da hats was mit dem Roadbook“, wir sind erleichtert, so blöd können wir doch nicht sein. Fahren wieder zurück, biegen gleich nach dem Bahnübergang nach Nordosten, ja der Weg folgt tatsächlich dem Bachlauf, nach 3 Minuten sind wir da, leider zu spät, wir werden zurückgereiht und starten als letztes. Also doch zu blöd dem Roadbook zu folgen Deswegen fahren wir ja auch die Superkarpata, da gibt’s ja eigentlich kein Roadbook. Meine Stimmung ist auf dem Tiefpunkt, bringe den Hänger zur Spedition, auch diese finde ich nicht, wieder zweimal wenden mit dem Hänger. Endlich da ist die Spedition, bin schon zweimal dran vorbei gefahren. Stelle den Hänger ab und montiere die Kupplung ab. Tankstelle ist gleich nebenan, also noch einmal voll tanken. Fahre wieder Richtung Start, der Range endlich ohne Hänger wie befreit, ich prügele ihn über den Feldweg, die Stimmung steigt. Der Rest des Teams hat es sich bereits gemütlich gemacht, wir haben noch vier Stunden Zeit bis zum Start, die Sonne scheint, gut machen wir Urlaub, kochen, relaxen, passt auch. Außerdem ist es vielleicht gar nicht schlecht nicht als Erstes zu starten, so sind wir mental nicht die Gejagten.

Dann endlich Start. Wir müssen die Autos mit einer Rollfähre über den Fluss bringen, aber erst einmal muss man die Fähre vom anderen Ufer holen. Martin watet durch den Fluss holt die Fähre, ich löse in der Zeit die Navigationsaufgabe, Rückwärtspeilung, rechnen, Punkt ins GPS eingeben. Das ist dann der eigentliche Start in den Korridor. Endlich drüben, Start, ein paar Feldwege, dann auf die Strasse, in 15 Min sind wir am Start. Wieder warten, Blackbox wird montiert, Kartensätze verteilt. Als wir die Karten bekommen, nehmen wir uns Zeit, schauen uns den Korridor genau an, planen eine ungefähre Route. Dann endlich Start. Schnell weg, die Planung werfen wir gleich über den Haufen, gleich den ersten Weg ab in den Korridor. Endlich das wirkliche Superkarpata Feeling. Der Weg wird gleich schlechter und verschwindet, wir fahren über Wald und Wiesenwege, auch diese sind bald weg, also quer über die Wiese. Der Presse G verfolgt uns. Nach einer Abfahrt quer über eine Wiese fehlt der weiße G, wir halten an, ich steige aus, nichts zu sehen. Das fängt ja toll an, schon das Teammitglied verloren und wir koffern quer durch Wald und Wiesen. Dabei wollten wir ja nur gute Wege fahren. Endlich taucht Rudi auf, ok alles klar. Wir fahren eine Annhöhe rauf, zu einem Haus. Da gibt es auch wieder Wege und Strassen, außer kleinen Verfahren kommen wir gut voran. Bei der Durchquerung eines Sumpfes dreht der Presse G ab. Später treffen wir auf die Oberwarter, einer baut das Zelt auf, erst dachten wir die Zeltstange sei eine Angel, na die hams entspannt. Später erfahren wir, dass sie an dieser Stelle die Ölwanne an einem Suzuki gelötet haben.

Immer weiter wir kommen gut voran. Strassen, Feld- und Waldwege. Keine geländetechnischen Schwierigkeiten. Einmal stoßen wir an die Korridorgrenze, um ja keine Strafkilometer zu bekommen, fahren wir nicht über die Kreuzung, sondern queren eine Graben, Rumänen halten mit offenem Mund an, was machen die da bloss?

Irgendwie ist alles zu einfach. Gut Joe hat gesagt, dass die erste Etappe einfach wird, aber so einfach? Martin schaut nochmals auf die Karten, sieht plötzlich dass über den großen Fluss den es zu queren gilt, keine Brücke eingezeichnet ist. Wir erinnern uns an kryptische Bemerkungen an der letzen Rollfäre „passts gut auf wie das geht, vielleicht braucht ihr das noch“, alles klar, wir müssen über einen Fluss. Wenn es eines gibt was ich nicht mag, dann sind es Wasserdurchfahrten. Nix ist ärger als mitten im Wasser zu stehen und der Motors ist plötzlich aus. Habe zwar einiges unternommen um den V8 wasserdicht zu bekommen, aber das Vertrauen fehlt noch. Wir kommen in das erste Dorf am Fluss. Auf der Karte sind zig Wege Richtung Fluss eingezeichnet, wir nehmen den Ersten, Rollfähre ist da und in Betrieb, auch bemannt, kein Problem, wir sind in 10 Minuten drüber. Auch wieder einfach.

Als nächstes geht es auf einen Berg zu. Da müssen wir drüber. Fein, endlich Superkarpata Feeling, jetzt geht es wirklich los. Wir fahren langsam hinauf, noch ein Dorf, dann wird der Weg zum Forstweg. Wir kommen an ein Fahrverbotsschild. Irgendwas steht im Reglement dass man Fahrverbote beachten muss. Wir debattieren, drehen um, versuchen einen anderen Weg, fragen Holzarbeiter ob wir da weiterkommen, nix. Schließlich fahren wir einen Holzweg hoch, immer weiter, wir kommen an einen Schlag. Wir beschließen hier zu übernachten, die letzten zwei Stunden waren für nix.

Abends eine komische Stimmung. Das war nicht die Superkarpata, irgendwie war alles zu leicht. Wird Die Superkarpata schlussendlich verweichlicht? Mit einem schalen Gefühl gehen wir schlafen. Später erfahren wir, dass wir an diesem Tag den größten Vorsprung herausgefahren haben, wir sind 4 Stunden später gestartet und am Abend ziemlich gleichauf mit Team Waldl und Team Oberwart.

Neuer Tag, neues Glück. Wir fahren den Schlag wieder herunter. Eine Querung hier wäre eine totale Hardcoreaktion. Dafür sind wir dann doch noch nicht bereit. Wir versuchen zwei weitere Wege, nix. Beim Runterfahren scheuchen wir  einen Bären auf, genau hinter einer Kurve. 10 m vor dem Auto, Wahnsinn! Der Bär verschwindet rasant den Hang hinauf. Wir springen sofort aus den Autos, sehen ihn aber nicht mehr. Das es so was noch gibt, mitten in Europa.

Weiter unten gehrt ein Weg rechts ab der auf der Karte fast bis zu einer Lichtung ganz oben führt, wir fahren dorthin. Unten sagt uns ein Waldarbeiter, dass ein großes, grünes Auto hier zwei Stunden davor vorbeigekommen ist. Wir fahren, der Weg wird immer schwerer, am Schluss ein Holweg, der Range liegt fast auf der Seite, so ausgewaschen ist der Weg. Aber alles halb so schlimm, mit einmal Winden sind wir oben. Auf der Lichtung sehen wir die Spuren des Waldl Teams, die sind anscheinend auf der anderen Seite gradaus wieder runtergefahren. So Hardcore sind wir dann doch nicht, wir beschließen einem alten Weg zu folgen, der am Rücken entlanggeht. Am besten wäre es, wenn wir oben bleiben könnten. Der Weg geht zu einer weiteren Lichtung, aber dann müssen wir auch runter, oben am Rücken ist kein weiterkommen. Es geht steil in einem Bachbett bergab, aber wir kommen ohne größere Probleme runter. Unten kommen wir in ein Dorf, die große Strasse ist die Korridorgrenze. Martin will unbedingt wieder Richtung Berg, irgendeinen Wanderweg abfahren, der wieder zu einem Dorf etwa 5 km weiter auf der Strasse geht. Das widerstrebt mir, es muss doch möglich sein entlang der Strasse auf kleinen Wegen ohne steil-Bergrauf-Hardcore Aktion weiterzukommen. Ich unterschätze aber die rumänischen Dörfer, es gibt kein durchkommen, von der Strasse gehen im rechten Winkel Wege weg, diese sind von Häusern gesäumt. Hinter den Häusern sind die Felder der Häuser, Wege gibt’s da keine, warum auch wenn man bequem auf der Strasse fahren kann. Man könnte jetzt quer in einem besiedelten Gebiet durch die Felder fahren, aber das kommt nicht in Frage. Also doch rauf auf den Berg, oben über eine Alm, im nächsten Dorf wieder runter. Oben bilde ich mir einen Weg zum runterfahren ein, bestehe darauf, Weg endet im nix, wir fahren da wo Martin will, der geht auch problemlos. Gut ich soll mich anscheinend aufs Fahren konzentrieren, und mich nicht in die Navigation einmischen.

Wieder rauf und runter bis zum nächsten Dorf, dann fahren wir auf einer guten Forstraße wieder Richtung Rücken hinauf. Einmal müssen wir noch einen Übergang finden, auf der anderen Seite des Rückens ist  dann ein Forststraßensystem, welches uns fast bis ins Ziel bringt. Der Weg ist neu geschoben, wir fragen Holzarbeiter ob wir da zum nächsten Dorf auf der anderen Seite des Ortes kommen, sie sagen „ja“. Wir fahren weiter, kurz unterhalb des Rückens endet der neue Weg, wir fahren einen alten Weg entlang und kommen oben an. Dort ist ein frischer Schlag, also werden wir wohl auch wieder runterkommen. Die Abfahrt ist ziemlich steil, aber machbar, auf dem Forststraßensystem kommen wir bis an eine Strasse. In der Ferne ist der letzte Berg zu erkennen, den müssen wir bis zum ersten Ettapenziel noch bis überqueren, schaut ziemlich steil und felsig aus. Wir schauen auf die Karte und entscheiden uns den Berg zu umfahren. Wir wollen unbedingt heute noch ins Ziel, wäre doch cool einen Tag zu früh dort aufzutauchen. Wir kommen auf die Strasse, fahren dort in den nächsten Ort und suchen dann einen Weg der uns zur Ziellinie führt. Es sind noch knapp 5 km, wir sind gleich da, also kein Problem. Wir finden einen Weg, der ist zwar auch ganz gut, wurde aber leider seit jahrhunderten ausschließlich von Pferde- und Ochsenkarren befahren, sehr mühsam da mit den breiten Autos durchzukommen. Der Weg endet, wir queren einen Bach, finden einen neuen Weg. Martin sagt „pass auf, da ist ein Loch“ ich sage, „ja ja hab ich schon gesehen“ und fahre prompt rein. Stecke fest, muss vom G geborgen werden. Eigentlich Zeit aufzuhören, wir werden müde. Aber das Ziel ist nicht mehr weit, das schaffma noch. Weiter auf mühsamen kleinen, Wegen, die gehen auch alle in ein Dorf, da wollen wir aber nicht hin. Rudi und Mike haben es anscheinend satt zu folgen, bin anscheinend ziemlich müde und fahre zunehmend einen Blödsinn zusammen. Sie wollen am schnellsten Weg ins Ziel, haben die Koordinate vom Camp im GPS. Resultat ist der einzige Streit im Team während des gesamten Bewerbs. Ich fahre mich nochmals fest, Martin beschließt darauf dem Drama ein Ende zu bereiten, wir campieren. Gedrückte Stimmung im Camp, wir sprechen uns aus, ich entschuldige mich für meinen Ton, Gruppendynamik pur, auch das gehört dazu. Heute hatten wir auch endlich das gewünschte Superkarpata Gefühl, diese Mischung aus fahrerischer und navigatorischer Herausforderung, die Ungewissheit, ob die geplante Linie auch fahrbar ist, einfach geil.

Am nächsten Tag hatten wir geplant die letzten 4 km bis zur Ziellinie komplett zu Fuß abzugehen. Und dann mit den Autos nachzukommen. Ich habe richtig Lust auf Bewegung nach der ganzen Sitzerei im Auto, freue mich drauf. Am nächsten Tag gehen Martin und ich zu Fuß los. Blauer Himmel, Sonne, perfekt. Allerdings wieder das gleiche Phänomen, alle Wege gehen in den Ort, von dort geht ein guter Weg zur Strasse, dieses dürfen wir aber nicht befahren, liegt außerhalb des Korridors. Wir gehen ins Camp zurück, wollen mit den Autos doch in den Ort fahren und von da einen Weg suchen. Kommen auch nach ca. 2 Stunden im Ziel an, mit Vollgas durch die Ziellinie, sonst noch niemand da, passt.

Wir fahren tanken, am Weg zur Tankstelle, machen wir Picknick, beim zurückschieben fahre ich in einen Ast, der sich in der hinteren Bremsleitung verfängt und diese abreißt. Bremse fällt bis zum Boden durch, Bremswirkung ist weg. Aber kein Problem, Rudi hat Bremsflüssigkeit dabei und ich habe ja dieses tolle selbstverschweißende Klebeband. Damit flicken wir die Bremsleitung, zum Schutz noch einen aufgeschnittenen Benzinschlauch drüber, das ganze mit schwarzer Masse und weiterem, selbstverschweißendem Klebeband abgedichtet, etwas warten, dass das auch schön aushärten kann, dann könnma gleich weiterfahren. Bremsprobe, es spritzt, keine Bremse. Ok, also schneiden wir die Leitung eben ganz ab, nehmen einen Benzinschlauch, das Ganze mit mehreren Schellen fixiert, das hält sicher. Bremsprobe, ja es bremst, aber der Schlauch wird ziemlich dick, ist mir nicht ganz geheuer. Das Ganze dann noch mit einem Stück Druckluftschlauch, wieder nix, plopp. Irgendwann dämmert uns dass man am Bremssystem nicht improvisieren sollte, dann die geniale Idee, Rudi hat einen Ersatzbremsschlauch für den G dabei. Vorne im Innenkotflügel sitzt der Verteiler für die Hinterachse. Die Anschlüsse passen und wir überbrücken die Hinterachse. So habe ich hinten keine Bremse, aber dafür ist alles mit Bremsschläuchen. Wir fahren weiter zur Tanksstelle, tanken, Martin macht eine Werkstatt ausfindig, die Bremsleitung wird ersetzt, fachgerecht gebördelt, Bremse entlüftet, alles OK. Wir fahren zurück ins Camp. Glück gehabt, das hätte uns auch im Bewerb passieren können, 1000 mal rückwärts geschoben und nie ist was passiert.

Am nächsten Tag, wieder eine Sonderprüfung. Es geht darum ein Auto ohne Motorkraft rückwärts den Berg hinaufzuziehen, Fahrzeuge mit einer Winde hinten sind klar im Vorteil. Die Ungarn haben so was, sind also in 10 Minuten oben. Allerdings sind die schon in der ersten Etappe aus dem Korridor herausgefahren, also keine wirkliche Konkurrenz mehr. Von den relevanten Mitbewerbern (Waldl, Oberwart) hat keiner eine Heckwinde. Nach kurzer Diskussion beschließen wir die Winde vom G abzubauen und hinten anzuhängen. Wir nehmen dazu die gesamte vordere Stosstange des G ab und befestigen Sie hinten mit Gurten. jetzt noch mit zwei Starterkabeln Strom auf die Winde und in 10 Minuten sind wir oben. Leider ist eins der Starterkabel zu dünn, es wird mächtig heiß, und die Winde geht nur im Schneckentempo. So geht’s nicht. Die Waldls haben das Seil unter dem Defender durchgezogen und sind schon fast oben, vielleicht war unsere Idee etwas zu kompliziert? Ich baue eine Batterie aus dem Range aus, die schnallen wir auf die Stosstange, die dicken Kabel dran, jetzt geht’s. Der Berg ist halt doch ziemlich lang, in schneckengeschwindigkeit geht es bergauf. Wir lenken um, einmal, zweimal. Auf halber Höhe geht die Winde plötzlich nicht mehrt, Massen von Sonax auf Winde und Kontakte, sie geht wieder. Bei den Waldls tut sich nix mehr, nachher erfahren wir, dass ihnen die Winde abgebrannt ist. Inzwischen kühlen wir die Winde mit Wasser, langsam geht es weiter. Kurz vor dem Ziel wird die Batterie langsam schwach. Wir lenken jetzt viermal um, es geht weiter, mit letzter Kraft schaffen wir es, nach den Ungarn sind wir zweiter, passt.

Schnell wieder aufräumen, was kochen, die Windenrelais bei Rudis Winde tauschen, in 30 Minuten ist Start. Irgendwie ist immer Stress bei der Superkarpata. 10 Minuten vor dem Start bemerke, ich dass eine hintere Feder oben nicht in ihrem Sitz ist, also Highlift nochmals raus, Spanngurte um die Feder, Range anheben, Feder sitzt wieder.

Start, Gas ist rechts, wir fahren zurück zur Strasse bis fast an das Ende der Ziellinie. Durch ein Dorf, versuchen einen Aufgang auf einen Bergrücken zu finden, oben ist eine Alm. Wir finden einen Weg, es geht steil bergauf, arge Spurillen, eng, mal wieder ein Holweg, über Jahrhunderte von Pferdegespannen ausgefräst. Ein Suzuki wäre jetzt doch fein, hier sind unsere Autos zu groß. Der Range ist noch einmal 10 cm breiter als der G und die Karosserie zu bauchig, habe ständig Berührungen in den Holwegen, kann nix dagegen machen

Oben angekommen, suchen wir eine Abfahrt, finden auch schnell eine, geht ganz gut ins Tal, wieder Holwege, unten breiter. Auf Wegen geht es weiter, bis zu einem Ort. Unten eine Quelle mitten im Dorf, wir fragen, einen stolzer Pferdebesitzer, der deutet auf sein Pferd und sagt dass der Weg nur für Pferde ist, Autos müssen außen herumfahren. Dumm nur dass da die Korridorgrenze ist. Es geht wieder steil bergauf. Am schlimmsten sind Hangquerungen auf den schmalen Wegen. Martin steigt dann gerne aus, wenn dann der Weg auch noch abschüssig ist, hab ich auch die Hosen voll. Aber zum Glück sind rumänische Wegebauer anscheinend seelenverwandt mit steirischen Skibergsteigern, meistens geht’s „grod auffi“.

Oben kommen wir auf einen Sattel, schöner Platz, wir fahren noch auf eine Anhöhe und bleiben da. Später Motorengeräusch, die zwei Suzukis kommen. Wir sitzen oben und schauen zu. Alle drei Mann schwärmen aus, dann fahren Sie erst weiter den Berg hinauf, drehen dann aber wieder um und fahren am Sattel herunter. Wir verbringen einen schönen Abend, allerdings verheißt der Himmel nichts Gutes, es ist schwül, der Himmel stahlgrau, irgendwas zieht auf. In der Nacht dann das ärgste Gewitter was ich je erlebt habe, wir sind Mitten drin, der Wind presst das Wasser durch die Zeltwand, Blitze und Donner, stundenlang. Am nächsten Morgen wieder alles still. Wir fahren los, schnell dämmert uns dass es ein Fehler war, gestern nicht noch ins Tal zu fahren. Der Lehm ist glatt wie Seife, es geht wie in einer Sommerrodelbahn bergab. Das Breitler Team schließt von hinten auf, die haben gestern ihre Kardanwelle bei einem Dorfschmied schweißen lassen, schaut aus wie original. Bin beeindruckt vom Kampfgeist, die beißen richtig, hoffe ich bin auch noch so wenn ich ihr Alter habe.

Beim nächsten steilen Stück zieht es mir den Reifen von der Felge. Anscheinend ist vom ständigen Walken in den schrägen Holwegen Dreck zwischen Reifen und Felge gelangt. Wir reinigen die Felge so gut es geht, mit der Druckluft poppt der Reifen wieder auf die Felge, Unten im Dorf treffen wir die Suzukis, die sind recht erstaunt uns zu sehen. Es geht weiter auf Wegen, die zum Teil vom Regen in kleine Bäche verwandelt worden sind. Wir wollen weg von den Suzukis, verlieren den Weg, verfahren uns, ich stecke plötzlich in einem Sumpf. Ok Ruhe bewahren und den Weg suchen. Ohne Weg fahren bringt nix, das kostet nur Stunden. Wir kommen auf die nächste Anhöhe, suchen eine Abfahrt. Wieder eine Sommerrodelbahn, steil den Berg hinab. Unten dämmert es uns, da ist ein Fluss und keine Brücke. Als Benzinerfahrer mag ich keine Wasserdurchfahrten. Martin quert zu Fuß, wird fast fortgerissen von der Strömung, traut sich fast nicht mehr zurück. Wir schauen weiter unten, da geht auch nichts. Wir sind in einer Sackgasse. Die Suzukis schließen auf. Ich beschließe den Holweg wieder raufzufahen, schnell weg vom Wasser. Wenn mir mitten im Fluss der Motor ausgeht, dann ist es vorbei. Gebe Vollgas im Holweg, der V8 brüllt und die Simex wühlen sich den Holweg hinauf. Plötzlich fängt Martin an wie wild zu fuchteln, ich geh vom Gas. Wieder ist ein Reifen von der Felge gesprungen. Wir beschließen ihn zu wechseln, mitten im Holweg, man kommt fast nicht den Reifen dran, so eng ist es. Das Auto mit der Winde sichern, mit dem Highlift anheben, die Radmuttern unter einer dicken Dreckschicht freigelegen. Muttern dank Druckluftschrauber kein Problem, zum Glück müssen wir in diesem steilen, engen Holweg mit dem Auto wackelig am Highlift nicht mit dem Radmutternschlüssel hantieren. Reifen ist gewechselt. Inzwischen die Nachricht, dass die Suzukis durch den Fluss gefahren sind, ich fahre den Holweg hoch um oben zu wenden, Wahnsinn, wenn die das mit den kleinen Autos wagen, dann muss der Range da auch durch.

Martin erklärt mir die Linie der Suzukis. Die sind bis zur Insel gefahren, und sind dann rückwärts den Fluss hinaufgefahren um dann die tiefe Stelle mit der hohen Strömung in einem spitzen Winkel zu durchfahren. Geniale Taktik, Motor ist vorne, Wasser kommt von hinten, so ist die Zündung vom Wasser geschützt, durch den spitzen Winkel hält sich auch die Gefahr der Strömung in Grenzen. Trotzdem lasse ich den G vorfahren, Diesel ist im Wasser besser als Benziner. Der G kommt problemlos drüben an. Ich fahre auch, kein Problem mit den großen Reifen. Beim rausfahren aus dem Fluss fällt mir auf dass der Range schief steht, da kommt schon Mike mit meiner hinteren Feder angerannt. Wieder Glück gehabt, wäre das in der Mitte des Flusses passiert, dann wäre die Superkarpata 06 für uns vorbei gewesen.

Kurze Diagnose ergibt dass die untere Klammer, welche die Feder hält gebrochen ist, daher ist sie auch aus ihrem Sitz gesprungen. Das Team tritt in Aktion, schneller als ich schauen kann ist die Feder wieder drin und mit einem Spanngurt unten gesichert, passt. Weiter geht’s wir folgen einem Waldweg, vor uns Spuren der Suzukis und von Breitler. An einer Kreuzung wollten wir ursprünglich links fahren, über eine Alm, entscheiden uns aber doch geradeaus zu fahren. Der Weg ist zwar weiter, erscheint uns aber doch besser. Die Suzukis sind links gefahren, Breitler ist vor uns. Wir müssen noch über einen Berg drüber, dann kommt eine große Straße. Von dieser geht wiederum eine Forstsraße ab, die uns fast bis ins Ziel bringt, letztes Hindernis wiederum ein Berg. Wir denken, dass wir es heute noch schaffen können. Die letzte Überfahrt über den Berg ist problemlos und wir erreichen die Strasse. Von dort geht es zur Forstrasse und da bis zum letzen Ort vor der Korridorgrenze, dort müssen wir noch einen Übergang finden. Die Berge sind sehr steil hier, die Täler tief eingeschnitten. Wenn das unten auch so ist, kommen wir nie über den Berg. Im letzen Ort angekommen fangen wir an einen Weg zu suchen. Alle Wege erweisen sich früher oder später als unfahrbar, wir drehen um, eine ewige Kurbellei in den engen Wegen. Schließlich finden wir einen Weg mitten durch eine Ortschaft. Highlife, alle sind auf der Strasse, ein Mann gibt uns zu verstehen, dass wir hier mit Allrad und Winde hochkommen. Ich gebe Vollgas und bin oben am Ort angelangt, der Weg geht geradeaus den Berg hinauf, sehr steil, scheint aber fahrbar zu sein. Unten zeigt die Bevölkerung, dass sie schon Erfahrung mit winden haben. Prompt wird uns der richtige Baum zum Anhängen gezeigt, alle ziehen am Seil. Wir haben Mühe ihnen zu verstehen zu geben, dass das gefährlich ist und sie vom Seil wegzubekommen. Volksfeststimmung. Weiter gehts den Berg hinauf, steil, tiefe Spurillen, Felsstufen. Es geht fast 500 hm so hinauf. Ich warte darauf, dass irgendwas bricht, aber außer dem V8 Gebrüll ist nichts zu hören. Oben dann eine Hochebene mit Almen, schöne Aussicht, schöne Landschaft. Wir überlegen kurz oben zu übernachten und erst am nächsten Tag ins Ziel zu fahren. Wir suchen erst einmal den Weg hinunter erst geht’s problemlos, dann kommt wieder das Modell Sommerrodelbahn: Ein enger Holweg steil bergab. Wir beschließen doch noch ins Ziel zu fahren, Der Hohlweg hat es noch einmal in sich, steil geht’s den Berg hinunter.

Im Ziel angekommen, ist außer dem Breitler Team noch niemand da, ein fast schales Gefühl ohne Zielflagge ins Ziel zu kommen. Das Camp direkt am Fluss erscheint wenig einladend, wir fahren ein bisschen weiter hinauf auf eine Alm.  Ein Tag zu früh am Ziel, ich denke wir können zufrieden sein.